TISCHTENNIS

 Von der Outdoor-Platte auf dem Schulhof zur belgischen Meisterschaft – Mathis Kairis über seinen Weg und seine Ambitionen  

„Weil ich Lust habe und besser werden will“ 

Der 20-jährige Tischtennisspieler Mathis Kairis aus Kelmis hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Im Gespräch mit dem Grenz Echo erzählt er von seinen Erfolgen, seinen Zielen und der Herausforderung, in einer Sportart Fuß zu fassen, die größere öffentliche Aufmerksamkeit verdient.  

Mathis Kairis wirkte am Samstagnachmittag, wenige Stunden vor dem geplanten Heimspiel am 16. Spieltag der Saison gegen Thuin, überraschend entspannt. Schnell wurde klar, warum: „Thuin hat forfait général angemeldet, sie haben keine Spieler mehr für den Rest der Saison“, klärt Mathis Kairis auf. Stattdessen helfe er in der zweiten Mannschaft aus – „weil ich Bock habe“, sagt er mit einem Lächeln. Trotz der Absage bleibe der Fokus auf die verbleibenden Spiele gerichtet. „Wir stehen auf dem achten Platz der Tabelle. Der Klassenerhalt ist also noch möglich“, betont er. Das 8:8-Unentschieden gegen Dinez in der vergangenen Woche sei da ein wichtiger Schritt gewesen.

Ziel: Belgische Meisterschaft

Mathis Kairis’ Weg zum Tischtennis begann früh. „Mit neun Jahren habe ich in der Gemeindeschule Kelmis auf den Outdoor-Tischen gespielt. Mein Vater hatte früher Tischtennis gespielt, und ich war auch schon im Tennis aktiv. Irgendwann dachte ich: Warum nicht Tischtennis probieren?“ Die Leidenschaft war schnell entfacht, und das Talent machte sich bemerkbar. In dieser ersten Zeit habe er sehr schnell Fortschritte gemacht und sei rasch aufgestiegen. „Mit zehn oder elf Jahren habe ich erste Turniere gespielt und mit 13 Jahren in der ersten Mannschaft Spiele absolviert.“ Wegen einer längeren Pause während seiner körperlichen Wachstumsphase und der unglücklicherweise gleich darauffolgenden Covid-Pandemie sei er einige Jahre stagniert. „Zwischen 13 und 16 habe ich fast die gleiche Klassierung behalten.“ Nach der Pandemie habe er das Training dann wieder intensiviert und auch häufiger gespielt. Und sein Talent blieb nicht unbemerkt. „Meine Eltern wurden irgendwann von der Tischtennis-Föderation der Provinz Lüttich angesprochen. Sie boten mir ein gutes Training mit guten Trainern und anderen Jugendlichen in Lüttich beziehungsweise Blégny an. Das hat es mir ermöglicht, mich technisch enorm weiterzuentwickeln und Riesensprünge zu machen.“ Einige Jahre trainierte er intensiv in Lüttich – und die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. „Letztes Jahr wurde ich Vizelandesmeister im Doppel. Und vor Kurzem habe ich die wallonische Meisterschaft in der C-Klassierung gewonnen. Das war schon cool. Ich war überrascht, aber an dem Tag hat alles gepasst. Ich habe super gespielt“, strahlt Kairis. In einem Teilnehmerfeld von 96 Spielern konnte er sich durch die Gruppenphase und anschließende K.-o.-Runde durchpunkten. „Am Ende stand ich oben, das war schon etwas Besonderes.“

Nach dem Triumph auf regionaler Ebene steht nun das nächste große Turnier bevor. „Am 16. März findet die belgische Meisterschaft statt. Ich werde versuchen zu gewinnen, weil ich als Wallonie-Meister eine echte Chance habe.“ Doch wie hoch kann es für ihn noch gehen? „Ich denke, dass ich nächstes Jahr die B-Klassierung erreichen kann. Zurzeit bin ich unter den Top 450 in Belgien, aber es wird schwer, diese Punkte bis zum Saisonende zu halten.“

Der Traum vom Profitischtennis sei allerdings nicht realistisch. „Ich habe keine Chance, Profi zu werden“, sagt Mathis Kairis nüchtern. „In Belgien gibt es vielleicht fünf oder sechs Spieler, die als Profis gelten. Die besten drei gehören regelmäßig zu den Top 100 der Welt. Die anderen spielen meist in der ersten belgischen Liga oder in der zweiten Liga in Deutschland oder Frankreich. Ich denke, sie können vom Tischtennis leben, weil sie neben dem Spielen auch als Trainer arbeiten.“

Er habe vor allem auf Provinzebene gespielt, konnte dort aber auch an internationalen Turnieren teilnehmen. „Ich habe zwei Turniere in Frankreich und eines in Deutschland gespielt – das war eine tolle Erfahrung.“

Die Entwicklung der belgischen Spitzenspieler verfolgt er genau. „Martin Allegro ist zurzeit etwa die Nummer 80 der Welt und spielt in der Bundesliga in Deutschland – die als die stärkste Liga Europas gilt. Neben ihm gibt es Cédric Nuytinck, der viele belgische Titel gewonnen hat, und Adrien Rassenfosse, der nur ein Jahr älter ist als ich.“

Mit Rassenfosse habe er bereits Berührungspunkte gehabt. „Als ich in Blégny für die Provinz Lüttich trainierte, war er immer eine Gruppe über mir. Die besten Spieler aus der Wallonie – also die AFTT-Spieler – trainierten dort, während wir aus Lüttich etwas unter ihnen angesiedelt waren. Ich erinnere mich, ihn schon mit 12 oder 13 Jahren spielen gesehen zu haben. Heute ist es interessant, seine Entwicklung zu verfolgen.“

Mathis Kairis investiert viel Zeit in seinen Sport, doch er setzt auch auf eine solide Ausbildung. „Ich mache eine Ausbildung zum ‘Medizinisch-technischen Radiologieassistenten’ an der Haute École de la Province de Liège. Heute war ich zum ersten Mal im Krankenhaus für ein Praktikum – es hat Spaß gemacht.“

Nachwuchsförderung und Tischtennis in Ostbelgien

Der TTC Astoria Kelmis besucht auch Grundschulen, um Lust auf den Rückschlagsport zu machen. Vergangene Woche war Kairis erstmals auch mit dabei. „Wir haben mit der Schule in Hergenrath einen Aktionstag gemacht, um den Kindern Tischtennis näherzubringen. Ich war anfangs unsicher, weil ich nicht gerne mit Kindern arbeite. Aber am Ende war es eine coole Erfahrung.“

Wie sieht er die Entwicklung des Tischtennissports in Ostbelgien? „In den vergangenen zwei Jahren hat sich viel getan. Radio und Zeitung berichten regelmäßig über Tischtennis, und es gibt fast jede Woche einen Artikel. Das ist schon cool.“

Auch das Verhältnis zwischen den Spielern in Ostbelgien beschreibt er als positiv, wenn auch mit einer persönlichen Einschränkung. „Ich war lange eher isoliert, weil ich viel in Lüttich trainiert habe. Erst mit 17 habe ich angefangen, die anderen ostbelgischen Spieler besser kennenzulernen.“

Neben der anstehenden belgischen Meisterschaft Mitte März wartet ein weiteres Highlight am Saisonende: „Es gibt jedes Jahr ein großes Turnier für die Top-6-Spieler jeder Provinzklasse aus der Region Verviers. Letztes Jahr war ich dabei. Das ist eine coole Sache.“ Ob es dieses Jahr auch klappt, sei jedoch alles andere als sicher – eher schwierig. „Im Moment ist von uns, glaube ich, nur Tom Lenaerts dabei, auf Platz sechs.“ Aber er sei motiviert, alles zu geben und trainiere viel. „Weil ich Lust habe und weil ich besser werden will.“